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07 Oktober 2006

Verbraucherzentralen vermitteln jetzt Baufinanzierungen

Hätte ich nicht schon vorher gewusst, wäre mir bei der heutigen Frühstücks-Lektüre des Hamburger Abendblattes glatt das Brötchen aus der Hand gefallen: die Verbraucherzentralen in Hamburg und Bremen bieten jetzt Immobilienfinanzierungen an. Grundlage dafür ist eine Zusammenarbeit mit einem namhaften Maklerpool/Internetmakler. Wer den Artikel liest, kann ahnen, welcher Maklerpool es ist (siehe http://www.abendblatt.de/daten/2006/10/07/621311.html)

Da ich selbst als sog. "Baufinanzierungsmakler" im Großraum Hamburg arbeite, war ich natürlich besonders neugierig, was die "neuen Kollegen" so vor haben.

Die Verbraucherzentralen wollen jetzt Interessenten gegen eine Gebühr von 400 Euro (ohne Finanzierungsberatung bzw. inkl. Beratung für 470 Euro) aus diesem Bankenpool eine möglichst günstige Bank/Finanzierung vermitteln. Bei der Angebotsfindung in dem Datenbanksystem dieses Maklerpools wird dann mit sog. "Null-Provisionen" gerechnet. Das führt natürlich dazu, dass die Zinskonditionen bei einer Reihe von Banken günstiger sind als bei Angeboten, bei denen eine Vermittlungsprovision in der Zinsmarge berücksichtigt ist (bei einem Anbieter wie der ING-DiBa funktioniert dies beisopielsweise nicht, da ein Provisiosverzicht dort nicht zur Konditionssenkung genutzt werden kann).

Eigentlich ist das noch nicht wirklich spektakulär. Schließlich kalkulieren wir im Internet-/Direktgeschäfts mit Provisionssätzen, die mit den Gebühren der Verbraucherzentrale durchaus vergleichbar sind.

Allerdings liegen mir 2 Punkte doch etwas auf dem Magen:

1. die Verbraucherzentralen binden sich in ihrem Angebot an einen ganz bestimmten Anbieter, sprich Internetmakler. Dadurch verlieren Sie meines Erachtens, vielleicht auch ungewollt, ihre Neutralität gegenüber allen anderen am Markt befindlichen Anbietern. Anders wäre es, wenn sie für die 400 Euro Gebühren eine breite Auswahl an z.B. Darlehnsgebern oder Finanzierungsmaklern ansprechen und dann deren Angebote für ihre Kunden auswerten bzw. vergleichen.

2. eine Gebühr von 400 Euro (oder inkl. einer Beratung 470 Euro) kann angesichts des Aufwandes und der hohen laufenden Kosten der Verbraucherzentralen für Personal usw. nicht kostendeckend sein, ausgenommen der Kunde steht nach Abschluss einer Finanzierung alleine -sprich ohne weitere Betreuung- da. Letzteres muss für erfahrene Kunden kein Nachteil sein, aber gerade unerfahrene Kunden schätzen oft die Möglichkeit, auch nach Vertragsunterschrift einen festen Ansprechpartner zu haben. Dieser Service ist aber für für 400 Euro nicht zu leisten.

Bei der Gebührengestaltung können die Verbraucherzentralen gegenüber anderen rein privatwirtschaftlichen Finanzierungsmaklern einen wesentlichen Vorteil nutzen: sie finanzieren sich hauptsächlich durch Zuschüsse z.B. der jeweiligen Bundesländer (Hamburg & Bremen). Dabei können sie zudem den erheblichen Bekanntheitsgrad und Vertrauensvorschuss in der Bevölkerung für sich nutzen.

Ich (wir) haben(n) nichts gegen Wettbewerber, von denen es ohnehin schon eine ganze Menge gibt, aber: dieser neue Wettbewerber wird im Gegensatz zu allen anderen Wettbewerbern staatlich subventioniert und nutzt dabei auch noch seine besondere Vertrauensstellung in der Öffentlichkeit. Und da steckt - zu guter letzt- auch die gefahr für die Verbraucherzentralen selbst: die Verbraucher erwarten, dass man Ihnen in der Verbraucherzentrale das günstigste am Markt befindliche Angebot nennt, schließlich bezahlen sie dafür Gebühren. Aber: diesen Anspruch werden die Verbraucherzentralen nicht erfüllen können, denn auch der eine Internetmakler/Maklerpool bietet nicht immer die besten Konditionen. Und damit wird ggf. die Glaubwürdigkeit insgesamt auf der strecke bleiben?!

3 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Wie kann es sein, dass ein Verein, der fast ausschließlich von öffentlichen Mitteln lebt, sich in den Markt der Finanzierungsmakler einsteigt? Die von der Verbraucherzentrale verlangten Gebühren sind nicht marktgerecht!

Anonym hat gesagt…

Die Verbraucherzentrale Hamburg eV verliert durch die Anbindung an einen Anbieter/Internetmakler eindeutig ihre Neutralität gegenüber anderen Anbietern. Der Verbraucher, der zur Verbraucherzentrale geht, erwartet eine neutrale Beratung, die unabhängig von irgendwelchen Produktangeboten ist. Das fällt bei der Verbraucherzentrale Hamburg künftig weg...

Olaf Varlemann hat gesagt…

Die Verbraucherzentralen haben schon früher Immobilienfinanzierungen vermittelt, wenn auch nicht exklusiv über einen Anbieter (Maklerpool).

Spätestens, wenn die Verbraucher merken, dass Ihnen das Angebot der VBZ keinen echten Vorteil bietet, wird dieses Angebot relativ uninteressant. Darunter könnte allerdings die Glaubwürdigkeit der VBZ leiden, denn der Verbraucher erwartet über die VBZ das beste Angebot am Markt. Und das werden ihm die VBZ nicht liefern können.

Mal schauen, was daraus wird.