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25 Februar 2007

Neu: Hypomed

Seit heute gibt es einen neuen Versuch, etwas Witz und Leichtigkeit in ein so dröges Thema wie Immobilienfinanzierungen zu bringen.

Unter www.hypomed.de finden Sie Informationen zum Thema "Forwarddarlehen". Die Webseite liest sich wie der Beipackzettel eines Medikamentes. Dazu passt, dass es in Kürze auch entsprechende Schachteln geben wird, die aussehen als handelte es sich um Kopfschmerztabletten. In der Schachtel befindet sich nicht nur der Beipackzettel, sondern auch noch zwei Hustenbonbons. Die sind für Kundenberater bei der Hausbank gedacht, wenn er beim Lesen der Angebote von "hypomed" einen Hustenanfall bekommt ;o))

19 Februar 2007

Ganz schön happig: Verbraucherkredite in Japan

Geldautomaten sind weltweit längst etwas völlig normales. In Japan geht das Prinzip einen Schritt weiter: Dort gibt es nicht nur direkt Bargeld, Kunden können an diesen Maschinen direkt Kleinkredite aufnehmen. Das Geschäft mit hohen Zinsen boomt – bislang.

Wer am quirligen Bahnhof Shibuya den Hauptausgang nimmt und nach links schaut, sieht auf dem Dach eines Geschäftshauses eine blaue Werbefläche von der Größe eines halben Tennisfeldes. Der Kreditanbieter Takefuji verkündet, im neunten Stock sei einer seiner „Yen-Shops“. Im Erdgeschoss sitzt eine chinesische Wahrsagerin hinter einem Plastikvorhang. Es lärmt eine Spielautomatenhölle. Der Aufzug quietscht.

Im sechsten Stock hängt ein Schild, das um die Ecke weist. Hinter einer Tür mit der Aufschrift „Yen-Shop“ findet sich lediglich eine enge Ecke mit einer Maschine, die einem Geldautomaten ähnelt. Hier gibt es Geld auf Pump. Jeder, der Bedarf hat, kann auf Tastendruck einen Kredit aufnehmen. Diese Automaten stehen überall im Land, denn Japans Bankkunden dürfen ihr Girokonto nicht überziehen. Sie sind bei akuter Geldknappheit auf solche Yen-Shops angewiesen.

Entsprechend groß ist der Markt. Das jährlich vergebene Kreditvolumen schätzten Analysten in guten Zeiten auf umgerechnet rund zwei Mrd. Euro; zurzeit stehen etwa 34 Mrd. Euro der unbesicherten Kredite aus. Die Anbieter lassen sich das schnelle Geld ohne große Bonitätsprüfung gut bezahlen. Zinsen von knapp 30 Prozent pro Jahr sind die Regel. Für die Kreditfirmen ist das ein lukratives Geschäft mit hohen Margen, denn sie können sich bei der Zentralbank fast kostenlos refinanzieren. Das beschert ihnen satte Gewinne. Doch die Geschäftsgrundlage bricht weg.

In Tokios U-Bahnen werben Rechtsanwälte für ihre Dienste. Das ist in Japan so ungewöhnlich wie in Deutschland, doch die mögliche Kundenzahl für die Kanzleien ist zu groß, um sich das dicke Geschäft entgehen zu lassen. „Haben Sie Sorgen wegen überhöhter Zinsen?“, prangt an den Türen der U-Bahnwagen. Dann folgt eine längere Erklärung in kleiner Schrift, wer gegen seinen Kleinkreditanbieter klagen kann. Darunter steht eine kostenfreie Telefonnummer für die erste Beratung.


Der Gesetzgeber hat den Juristen ein Geschäftsfeld eröffnet und den Kleinkreditfirmen einen Strich durch die Rechnung gemacht. Das Parlament verfügte, dass alle Geldverleiher nach einer Übergangsfrist ab 2009 keine Zinsen über 20 Prozent mehr nehmen dürfen. Die bankunabhängigen Anbieter im Kreditgeschäft hatten bis dahin eine Gesetzeslücke genutzt und den maximal zulässigen Zinssatz von 29 Prozent berechnet. Einzige Voraussetzung war bisher das schriftliche Einverständnis des Kreditnehmers – das sich leicht im Kleingedruckten verstecken ließ. Die verbreitete Praxis, Kunden nur schlampig aufzuklären, bietet allerdings nun die Grundlage für Kundenklagen. Das oberste Gericht hat bereits entschieden, dass die Betroffenen bei fehlerhafter Beratung grundsätzlich ein Recht auf Rückzahlung der Zinsen haben. Mit der Klarstellung des Gesetzgebers im Rücken sehen die Anwälte vor Gericht nun besonders gute Chancen auf Erfolg. Um welche Summen es geht, belegen die Rückstellungen der Branche: Rund eine Billion Yen (6,3 Milliarden Euro) haben die Kreditanbieter für die Rückzahlung von Zinsen oberhalb von 20 Prozent beiseite gelegt.


Solche Beträge sind selbst für eine gut verdienende Branche schwer zu schultern. Einer Umfrage des japanischen Konsumkreditverbands zufolge erwägt ein Fünftel der 124 Mitglieder, sich aus dem Markt komplett zurückzuziehen. Nur zwölf Prozent wollen gar nichts ändern, die übrigen werden ihr Geschäftsmodell anpassen oder bei einem Finanzkonzern Unterschlupf suchen.

Der Angriff der Regierung hat zusammen mit einer Reihe von Skandalen den Ruf der Verbraucherkreditanbieter so gründlich ruiniert, dass sich potenzielle Kunden mittlerweile lieber an die Banken wenden, die freilich Bonitätsprüfungen und Sicherheiten verlangen. Während die Kreditläden 2006 drei Prozent ihres Geschäfts verloren, verzeichneten die Banken einen Zuwachs von gut 15 Prozent im Kreditgeschäft. Experten zufolge könnte das Geschäftsvolumen der 16 Verbraucherkreditspezialisten durch das neue Gesetz um fast die Hälfte sinken.

Im der Fernsehwerbung laufen warnende Spots: Ein Glas ist zu sehen, in das ein dünner Strahl Wasser läuft. Das Glas ist schon ziemlich voll, aber eine Stimme sagt: „Etwas geht noch.“ Als das Glas randvoll ist, sagt die Stimmer wieder: „Etwas geht noch.“ Als sich das Wasser oben schon über den Rand wölbt, sagt die Stimme noch einmal: „Etwas geht noch.“ Dann löst sich die Oberflächenspannung, und alles läuft über. Die Mahnung ist deutlich.

Initiiert hat die Kampagne das Verbraucherministerium, denn die Zahl der überschuldeten Japaner ist in den vergangenen 15 Jahren steil gestiegen. Der Finanzaufsicht zufolge haben 2,3 Millionen Japaner bei mehr als fünf Anbietern zugleich Geld aufgenommen, um die Obergrenzen zu umgehen. Die Löhne sind jedoch zuletzt kaum gestiegen – da ist häufig ein Kredit nötig, um einen anderen Kredit bedienen zu können. Vier der sechs großen Kreditanbieter legen wegen der Finanzprobleme ihrer Kunden seit einigen Wochen freiwillig strengere Kriterien an und lehnen jetzt im Schnitt 44 Prozent der Anträge ab. Auch aus Eigennutz, denn der Anteil der faulen Kredite wurde trotz der immensen Zinsen zur Belastung.

Mit den Bonitätsproblemen trat dann ein Phänomen auf, das vermutlich einzigartig für Japan ist. Einige der Kreditanbieter legten ihren Kunden in deutlichen Worten den Freitod nahe, um über verpfändete Lebensversicherungen ihre Schulden zu begleichen. Und die Kreditanbieter nahmen nach offiziellen Angaben im Jahr 2005 drei Milliarden Yen ein, die ihnen Lebensversicherer von Selbstmördern zahlten.

......

Quelle: Handelsblatt v. 19.02.2007

Den vollständigen Artikel finden Sie unter: www.handelsblatt.com/news/Unternehmen/Banken-Versicherungen/_pv/doc_page/1/_p/200039/_t/ft/_b/1227124/default.aspx/der-run-in-die-schuldenfalle.html

18 Februar 2007

Banken: jetzt Samstags geöffnet?!

Die Commerbank möchte am 17.März -einem Samstag- die Filialen öffnen. So die Meldung auf der auf der Bilanzpressekonferenz am 13.Februar. So etwas aber auch!

Damit hat nun wieder einmal die Diskussion um geöffnete Filialen an Samstagen begonnen. Während die Commerzbank das für eine überaus originelle Idee hält, winken die Sparkassen müde ab: "... hatten und haben wir schon!"

Mehr Geschäft soll das bringen; neue Kunden, die sich am Samstag in Ruhe mal ausführlich beraten lassen wollen.

Als ich vor ca. 18 Jahren meine Ausbildung zum Bankkaufmann in einer norddeutschen Volksbank gemacht habe, war es -dort- völlig normal, dass die Hauptfiliale (und die der Sparkasse schräg gegenüber) am Samstagvormittag geöffnet war. Wer am Samstag in die Filiale kam, holte meistens Bargeld oder seine Kontoauszüge ab (Bargeldautomaten und Kontoauszugsdrucker waren noch was ganz neues und wurden nur zögerlich angebommen). Es kamen vor allem die Kunden, die auch unter der Woche genügend Zeit für einen Bankbesuch hatten: Hausfrauen und Rentner. Von gestressten Arbeitnehmern, die den Samstag für eine ausführliche Kundenberatung nutzen wollten, keine Spur.


Für uns Mitarbeiter war der Samstag interessant, weil wir die Arbeitszeit als Überstunden mit 50% Zuschlag verbuchen konnten. Da jeder Kollege im ca. 6-Wochen-Turnus einmal dran war (auch die, die normalerweise keinen direkten Kundenkontakt hatten), hielt sich der Aufwand einigermaßen in Grenzen.

Jetzt meint die Commerzbank mit einer Öffnung an den Samstagen das Ei des Kolumbus gefunden zu haben?! Na, wenn das mal nicht daneben geht. Schließlich sieht der Tarifvertrag für das Bankgewerbe immer noch vor, dass Samstagarbeit mit einem Zuschlag von 50% zu bezahlen oder abzugelten ist. Heisst: die neuen Öffnungszeiten kosten richtiges Geld. Und was kostet, muss auch wieder reinkommen. Sprich: von den Mitarbeitern wird Umsatz erwartet. Da sollte die Commerzbank doch hoffen, dass ihre Kunden nicht merken, dass Umsatzdruck ein schlechter Berater ist.

17 Februar 2007

"Die Welt" über Risiken bei Immobilienvollfinanzierung

Die Welt v. 15.02.2007:Ohne Eigenkapital zum Eigenheim

Immer mehr Bundesbürger nutzen Vollfinanzierungsangebote ausländischer Banken. Inzwischen steigen auch deutsche Kreditinstitute in den Markt ein. Verbraucherschützer sehen den Trend kritisch.Wiesbaden - "In Deutschland entsteht eine neue Kreditkultur", sagt Thomas Arndt, Geschäftsführer der Baufinanzierungsvermittlers Creditweb. Bis vor kurzem mussten Eigenheimerwerber meist 30 Prozent des Kaufpreises mit Eigenkapital stemmen. Inzwischen bieten immer mehr ausländische Darlehensgeber Vollfinanzierungen an - und stoßen damit auf hohe Resonanz: Bei sieben von zehn Hypothekendarlehen, die Creditweb 2006 vermittelte, handelte es sich um 100- oder 110-Prozent-Kredite. In letzterem Fall werden zum Kaufpreis auch die Erwerbsnebenkosten in vollem Umfang finanziert. Den kompletten Artikel können Sie nachlesen unter: www.welt.de/data/2007/02/15/1212723.html

Leserbrief an "Die Welt" zu diesem Artikel:Zu: "Mit hohem Risiko zum Eigenheim"; WELT vom 15. FebruarVollfinazierungen mit hohem Risiko?Ich halte es auch aufgrund meiner 15jährigen Berufspraxis als Baufinanzierungsberater für ein Ammenmärchen, dass Vollfinanzierungen von Immobilien per se riskanter sein sollen als Finanzierungen mit hohen Eigenkapitalanteilen.Entscheidend dafür, ob eine Immobilienfinanzierung langfristig gesund (= tragbar) ist, ist nicht der reine Eigenkapitalanteil, sondern die Höhe der monatlichen Belastung an sich (im Verhältnis auch zu den Einkommenverhältnissen). Die Höhe der monatlichen Belastung richtet sich dabei nach der Höhe des/der Darlehen(s)und nicht nach dem Eigenlapitalanteil.Wir machen die Erfahrung, dass Bauherren -um die überholte Bauernregeln von "mind. 20% Eigenkapital" zu erreichen- oftmals alle zur Verfügung stehenden Reserven (inkl. Zuwendungen aus der Familie) mobilisieren und außerdem entsprechend groß bauen oder kaufen. Kommt es dann später zu Engpässen, z.B. durch Arbeitslosigkeit, Krankheit o.ä., stehen oft keine Reserven mehr zur Verfügung, um kurz- oder mittelfristige Engpässe auszugleichen. Das fatale: viele Bauherren/Käufer wähnen sich in Sicherheit, weil sie beim Bau/Kauf entsprechend viel Eigenkapital eingebracht haben. Dass dieses Eigenkapital nutzlos ist, wenn es mal "eng wird", ist vielen nicht bewusst. Unsere Erfahrung zeigt auch, dass "Vollfinanzierer" in ihren Immobilienwünschen eher bescheidener sind. Diese Kunden wünschen sich vor allem eine mietähnliche Belastung. Sie ordnen ihre Immobilienwünsche meist ihren finanziellen Möglichkeiten unter. Bauherren/Käufer mit hohem Eigenkapital gehen häufig den anderen Weg. Es muss DIE Traumimmobilie sein und "irgendwie schafft man das schon". Bei der Vollfinanzierung ergibt sich unter dem Strich eigentlich nur ein echtes Risiko: das des vorzeitigen Verkaufs. Je höher die Immobilie belastet ist, desto größer ist das Risiko bei einem Verkauf nach z.B. 5 Jahren nicht den Preis zu erzielen, um sämtliche Verbindlichkeiten ablösen zu können. Dieses Risiko ist bei einer Immobilie, in der viel Eigengeld steckt geringer, allerdings: wer viel Eigenkapital hat, baut/kauft meist individueller und muss bei einem späteren Verkauft oftmals höhere Abschläge machen als bei einer vollfinanierten Durchschnittsimmobilie.

Olaf VarlemannBaufinanzierungsberatung,22964 Steinburg